A A A

Helden am Niederrhein – Kreis Viersen

07.04.2020

In dieser schwierigen Zeit finde ich es besonders wichtig, von tollen Menschen am Niederrhein zu erzählen, die die Corona-Krise auch in etwas Positives verwandeln, sich für Andere einsetzen, bedingungslos und sofort helfen oder einfach nur da sind. Höchste Zeit also, einen „Helden gesucht“-Aufruf auf Facebook und Instagram zu machen. Gesagt, getan und was soll ich sagen, ich bin so begeistert von euren tollen, herzlichen Geschichten. Jeder Kreis hat seine ganz eigenen Helden. Hier ein kleiner Auszug der Helden im Kreis Viersen:

 

Gaben- und Wunschzäune in Willich

Habt ihr schon mal von den Gabenzäunen gehört? Ich kannte den Begriff bislang nur von Großstädten wie München, Hamburg oder Düsseldorf, seit ein paar Wochen gibt es auch endlich welche im Kreis Viersen, genauer, in Willich. Bestückt ist der Gabenzaun mit Tüten, die z.B. Grundnahrungsmittel beinhalten und Lebensmittel, die keine Kühlung benötigen. Gedacht ist der Gabenzaun für Obdachlose und Bedürftige, denen es zurzeit nicht gut geht, ob durch Kurzarbeitergeld oder einer zu geringen Rente oder aber, die auf Unterstützung durch die Tafel angewiesen sind. Das Ziel: Gemeinsam die Corona-Krise überstehen!

Ideengeberin für den Willicher Gabenzaun war Petra van der Kooij, die sich selber aber gar nicht als Heldin sieht, sondern zwei andere Person als solche bezeichnet: Nadine Caris und Christian Pakusch. Beide unterstützten das Projekt von der ersten Minute an, blieben aber immer dezent im Hintergrund. Nadine Caris stellte mit ihrer Firma Klartext Grafik Messe Event GmbH nicht nur die Bauzäune zur Verfügung, sondern gestaltete diese auch liebevoll. Christian Pakusch hat sich als CDU-Bürgermeisterkandidat u.a. um die Genehmigung für die Gabenzäune durch die Stadt Willich gekümmert. Von der Idee bis zur Umsetzung vergingen nur wenige Stunden. „Für mich sind Menschen, die uneigennützig handeln, Helden“, erzählt mir Petra van der Kooij am Telefon. Und dazu zählen definitiv Nadine und Christian. Was die beiden still und leise im Hintergrund organisieren, damit der Zaun zum Leben erweckt und wie das Ganze angenommen wurde, ist beeindruckend. Ein tolles Gefühl, zu sehen, dass so viele Menschen mit Herzblut dabei sind. Vielen Dank an meine Helden!“

Übrigens sind es nicht nur fertig gepackte und beschriftete Tüten, die dort hängen. Bedürftige können auch ihre Wünsche wie z.B. Pampers oder Babynahrung dort auf einem Zettel hinterlassen.

Insgesamt wurde – Stand heute: 5. April –  innerhalb weniger Tage schon der fünfte Wunsch- und Gabenzaun aufgestellt und das im kompletten Willicher Stadtgebiet. Die erste Zaunwand steht vor der Stadtschmiede an der Bahnstraße, der Gabenzaun in Neersen befindet sich neben dem Pfarrheim der katholischen Kirche und hier kümmert sich der Castello Freundeskreis um die Bestückung des Zauns. In Anrath vor der Sparkasse ist es die Firma „Light ‘n’ Sound Eventtechnik & -services“ um Frank Andreas Heublein, der sozusagen die Patenschaft für den dortigen Gabenzaun übernommen hat. In Schiefbahn setzt sich die St. Sebastianus Schützen-Bruderschaft Willich 1475 e.V. ein, genauso wie die türkische Gemeinde in Willich, die an der Moschee einen Gabenzaun aufgestellt hat. „Es gibt auch einen Bäcker, der seine Ware am Gabenzaun anbringt und das ist nicht etwa übriggebliebenes Brot & Co., er backt extra mehr für dieses Projekt“, freut sich Petra van der Kooij. Auch viele Willicher Bürger machen schon mit.

Wenn ihr in Willich wohnt, dann füttert gerne die Wunsch- und Gabenzäune. Und wäre es nicht super, wenn wir so Gabenzäune im ganzen Kreis Viersen hinbekommen würden?

 

Foto 1: Nadine Caris und Christian Pakusch am ersten Gabenzaun in Willich

Foto 2: Der dritte Zaun in Anrath mit dem Team von Light ‘n’ Sound Eventtechnik & -services

 

Ganz persönliche Helden

Viele Mails, die mich erreicht haben, waren auch sehr persönlich und bewegend. Besonders berührt hat mich unter anderem Anika Beschoten aus Willich-Neersen. Sie hat mir ihren ganz persönlichen Helden vorgestellt – ihren Mann Tobias. Seit 20 Jahren arbeitet er im Helios Klinikum Krefeld, gehört aber selber zur Risikogruppe. „Aber das ist nicht erwähnenswert für ihn. Was für mich erwähnenswert und heldenhaft ist, ist dass ich seit 1,5 Jahren laufend unter Chemo stehe wegen meiner Krebserkrankung und dadurch immunsuppressiv bin. Für mich wäre Covid-19 wahrscheinlich der Supergau“, schreibt mir Anika. Zusammen haben sie drei Kinder, um die sich Anika kümmert, während ihr Mann zur Arbeit geht. Von der Sonderregelung für Kitas kann sie leider nicht Gebrauch machen, da das Risiko für sie viel zu hoch wäre. „Und so (er)trägt mein Mann auch noch den Lagerkoller der Kinder hier daheim, kümmert sich um den Haushalt und erledigt die Einkäufe. All das, was er seit meiner Krebsdiagnose vor zwei Jahren täglich tut. Jetzt macht er seinen Job, obwohl er Angst hat mich anzustecken und zu gefährden, einfach weil es sein Job ist. Anerkennung möchte er dafür keine, so wie viele andere aus dem Pflegeberuf. Er ist mein Held, immer gewesen, und jetzt noch mehr.“ Vielen Dank liebe Anika, dass du mir deine Geschichte und deinen Helden verraten hast. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und alles erdenklich Gute!

Für Vanessa Karmanns aus Niederkrüchten-Elmpt sind alle Helden, die unser Leben aufrechterhalten, aber ganz besondere Helden sind für sie ihre beiden Kinder Lea (9) und Laura (5), „die ohne meckern und schlechte Laune die schwierige Situation meistern. Vielleicht auch, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt“, verrät Vanessa mir. „Aber der Satz meiner großen Tochter hat mich geprägt: `Mama egal, was passiert oder was in Zukunft sein wird, wenn wir zusammenhalten, schaffen wir alles`. Ich liebe euch meine Kinder!“ Wow! Tolle Kinder hast du da Vanessa. Bleibt gesund und ich hoffe, der Osterhase versteckt dieses Jahr für die besonderen Kinder besonders viele Schokoeier.

Ebenso Melanie Schulz hat mit geschrieben, dass ihre Kinder (4 und 6) auch ihre Helden sind. “Sie meistern die letzten Wochen echt toll, wenn man von kleinen Zwischenfällen absieht ;-), mit tollen Ideen zum Spielen, Hausaufgaben machen, Freunde doll vermissen, mit Verständnis für die blöde Situation. Für uns alle ist die Situation schwer, aber ganz besonders für sie. Sie dürfen nicht mehr mit zum Einkaufen, zum Eis holen, zur Post, zum Bäcker. Werden komisch angeguckt ,weil sie ja die Überträger sind. Nur sie allein. Klar … Das sind meine ganz besonderen Helden.” Aber das ist noch längst nicht alles: “Meine Kollegen im Krankenhaus auf der Iso-Station und alle, die damit verbunden sind, sind meine Helden. Wir arbeiten quasi an der Front und müssen eigentlich unseren Job hinschmeißen so, wie mit uns umgegangen wird. Auch wenn ich weiß, dass weder die Kids, noch wir in der Pflege gewinnen werden,wollte ich Dir das einfach mal geschrieben haben.” Vielen Dank für diese ehrlichen Worte und für diesen kleinen Einblick in deinen veränderten Alltag. Bleibt gesund und alles Gute!

Auch eine E-Mail von Susan Fröhlich hat mich erreicht. Ihre Helden sind die Mitarbeiter von Lidl in Nettetal-Lobberich. „Sie sind immer nett und freundlich zu den Kunden, wurden aber schon oft von den Kunden angeschnauzt und sogar angespuckt. Trotzdem haben sie auch beim nächsten Kunden immer noch ein Lächeln übrig“, schreibt sie mir. Ein großes Dankeschön auch von mir an die tollen Mitarbeiter dort, aber auch an alle Supermarktmitarbeiter, die am Limit arbeiten, damit wir in dieser schwierigen Zeit Lebensmittel einkaufen können.

Dorothée Wirth aus Schwalmtal-Waldniel hat mir ebenfalls geschrieben. Für sie ist auch ihr Lebensgefährte Frank ihr ganz persönlicher Held in der Corona-Krise. „Er ist Steuerberater und angestellt. Ich finde, dass derzeit zwar immer wieder Verkäufer, Ärzte und Krankenschwestern Erwähnung finden, aber Steuerberater nie. Mein Lebensgefährte ist zurzeit nicht nur Berater, wenn es um die Beantragung von Kurzarbeitergeld und Corona-Entschädigungen geht, er ist auch Mutmacher und seelischer Beistand. Die Menschen erzählen ihm von ihren Sorgen und Nöten in der aktuellen Situation. Manchen Tag klingelt sein Telefon ununterbrochen. Er beantwortet alle Fragen zu Anträgen und Abläufen und er bleibt dabei stets die Ruhe selbst. Zuschüsse sind in dieser Zeit für viele Selbständige die Rettung, aber die Formulare und Anträge dazu sind oft undurchschaubar. Und da hilft mein Lebensgefährte! Für mich ist er ein Held! Das klingt vielleicht banal, da er keine Leben rettet, aber ohne ihn, wären viele Menschen aufgeschmissen.“ Vielen Dank liebe Dorothée für diesen persönlichen Einblick. Viele Menschen sind Helden im Verborgenen und umso schöner ist es, dass ich deine Geschichte teilen darf. Danke schön!

 

Die fleißigen Willicher Bienchen

Gleich zwei Mails habe ich bekommen, in dem die fleißigen Willicher Bienchen besonders lobenswert in den Fokus gerückt wurden. Danke an Melanie Gebhard und Holger Hellwig an dieser Stelle! Natürlich möchte ich euch die Arbeit dieser engagierten Gruppe nicht vorenthalten und bin auch selbst ganz fasziniert, was Gründerin Andrea Gessat bisher erreicht hat. Aber was machen die Willicher Bienchen eigentlich? Die Kurzfassung: Sie nähen ehrenamtlich in ihrer Freizeit Behelfsmundschutze u.a. fürdie Lebenshilfe, Caritas, Altenheime, Arztpraxen, die Feuerwehr, die Tafel und andere Bedürftige in Willich und das kostenfrei. Die Organisation im Hintergrund läuft perfekt und nahezu kontaktlos. Andrea Gessat hat vor ihrem Haus in Neersen Körbchen aufgestellt, wo die Näherinnen fertige Behelfsmundschutze abliefern und sich aus einem anderen Körbchen mit Material wie Stoff, Gummiband und Garn bedienen können. Und es gibt einen Dankeschön-Korb für die fleißigen Bienchen wie eine Süßigkeit & Co. Mittlerweile gibt es rund 20 Nähbienchen, die mehrere hundert Masken gefertigt haben. Und jeder Mundschutz ist wirklich handgefertigt. Wenn ihr wissen wollt, wie so ein wichtiges Utensil entsteht, könnt ihr euch gerne das YouTube-Video auf der Homepage anschauen, die ich euch gleich noch verraten werde.

Bei der Verteilung unterstützt u.a. die Stadt Willich und auch Thomas Schlagenhauf von Tommy’s Tanzstudio hat beim Transport der Nähmaschinen geholfen. Wenn ihr mitnähen möchtet, aber keine eigene Maschine habt, könnt ihr eine leihweise von den fleißigen Willicher Bienchen bekommen. Dankbar sind die Nähbienchen auch über Spenden wie Stoffe, Nähgarn, Schrägbänder und Gummis, aber auch Geld, um genau dieses Material kaufen zu können. Wenn ihr die fleißigen Willicher Bienchen unterstützen wollt, findet ihr hier weitere Infos:

https://willicher-bienchen.webnode.com

 

Foto 3: Gründerin Andrea Gessat

Foto 4: Eine der Arbeitsstätten der Willicher Bienchen

 

Heldenhafte Unternehmen gesucht

Bereits am ersten Tag nachdem der Landrat Dr. Andreas Coenen aufgerufen hatte, den Krisenstab des Kreises Viersen bei der Beschaffung medizinischer Schutzausrüstung zu unterstützen, gingen mehr als 50 Angebote ein. „Eine hervorragende Resonanz! Nicht nur die Menge der Angebote, sondern vor allem auch die Bandbreite der Produkte und die kreativen Ideen der Anrufer sind hoch erfreulich. Meinen herzlichen Dank an jeden einzelnen, der sich gemeldet hat“, betonte der Landrat.

Von Schutzmasken über Schutzanzüge bis hin zu Handschuhen und Desinfektionsmitteln wurden teils als Spende, teils zu günstigen Marktpreisen angeboten. Auch viele fachfremde Firmen wollen helfen: Ein Handarbeitsladen bietet an, Mundschutzmasken aus Stoffen zu nähen. Eine Firma kann mittels eines 3D-Druckers Bauteile für OP-Visiere herstellen. Ein dritter Anrufer bietet an, Spritzschutzscheiben aus Plexiglas zu fertigen.

Wenn ihr eine Firma habt, die ebenfalls Produkte der medizinischen Schutzausrüstung für den Bedarf im Rettungsdienst, in Pflegeheimen und in Krankenhäusern stellen kann, meldet auch telefonisch werktags zwischen 9 und 16 Uhr beim Krisenstab unter 02162/39-2401 und -2402. Benötigt werden Desinfektionsmittel, Schutzmasken und -brillen, Schutzbekleidung und -kittel sowie Handschuhe.

 

Osterhelden

In dieser Woche verschenkt die Volksbank Viersen normalerweise bunte Ostereier an ihre Kunden. Da dies aktuell nicht möglich ist, kamen sie auf die Idee, diese an bedürftige Menschen zu schenken. Im Geschäftsgebiet der Volksbank gibt es aktuell zwei Tafeln, die noch geöffnet sind. Günter Neumann, Geschäftsstellenleiter in Viersen überreichte an die Vorsitzende der Viersener Tafel, Luzia Witthake, 1.800 bunte Ostereier. Christoph Pach, Repräsentant der Volksbank-Geschäftsstelle in Niederkrüchten fuhr mit weiteren 540 Ostereiern zur Niederkrüchtener Tafel. Dort freute sich Adi Grys, Vorsitzender der dortigen Tafel, über den netten Ostergruß.

Dass in diesem Jahr alles anders ist, merkt auch der „Leutherheider Osterhase“. Wo einst, nach einem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück die Nester gesucht wurden, trifft der Osterhase plötzlich kaum noch Kinder an. Aus diesem Grund wird das ganze Erzieherteam den Osterhasen unterstützen und alle Nester in seinem Auftrag pünktlich zu den Kindern nach Hause bringen. Das Team der Kita Leutherheide hofft, den Kindern so eine Freude bereiten zu können und wünscht allen Familien frohe Ostertage und viel Gesundheit.

 

Foto 5: Die kleinen Osternester der Kita Leutherheide

Quelle: Stadt Nettetal

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare zu “Helden am Niederrhein – Kreis Viersen”

    Susanne Himmel says:

    Schade, der Gabenzaun in Willich an der Stadtschmiede, entstammt der Idee meines Mannes, vielleicht hat Frau van der Kooj zur gleichen Zeit die Idee gehabt, das kann ich nicht beurteilen. Die ersten Gaben wurden nur von uns angehängt. Herr Pakusch ist der wahre Held, denn mein Mann hat ihn angerufen und nach einem Platz gefragt, wo er diese Idee im Staadtgebiet schnell umsetzten kann. Innerhalb von nicht mal 24 Stunden hatte er jemanden ,der zentral den Platz für den Zaun zur Verfügung stellte und jemanden der die Beschriftung und das Zaungerüst stellt. Mein Mann hat die Pflege des Zauns übernommen. Alle Beteiligten gehören zu dieser Idee

    Nicole Marks says:

    Dann hat sich das bestimmt mit der Idee zeitlich überschnitten. Aber schön, dass so viele sich für Bedürftige einsetzen und Sie nochmal Christian Pakusch als Held erwähnen! 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Nicole Marks Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über mich

Ich bin Nicole, freie Journalistin, waschechte Niederrheinerin und ganz verliebt in meine Heimat!

Ich möchte euch mit zu meinen Lieblingsplätzen nehmen, Menschen und Unternehmen vorstellen, die den Niederrhein ausmachen, von tollen Events berichten, euch interessante Insider-Tipps in Sachen Shopping, Restaurants & Co. geben und noch vieles mehr – ihr dürft gespannt sein!

Ich freue mich, wenn ihr mich auf meiner Reise durch den Niederrhein begleitet!

 

Hier findet ihr mich auch